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 Christentum
Seiten 1 | 2
freily ( Gast )
Beiträge:

11.07.2006 01:52
Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten
Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht interpretiert
Autor: Samu

Vorwort

Wohl keine andere Schrift im NT ist so umstritten, bekämpft, zerlegt, erklärt, verklärt, theologisiert und anderseits bejaht worden, wie die Bergrede Jesu.
Martin Luther vertrat die These: Die Bergpredigt gehöre nicht aufs Rathaus, denn damit lasse sich nicht vernünftig regieren. Karl Marx sah in ihr den geistigen Vorläufer zum Kommunismus. Otto von Bismarck erklärte sie zum Feind eines jeden Staates. H..ler nannte sie eine jüdische Erfindung, die abartig, abstoßend, widernatürlich und zu bekämpfen sei, da sie Lehrgut einer gottlosen Unterart von Menschen entstamme. Dabei berief er sich auf die Kirchen mit den Worten: Die Kirchen haben uns gelehrt nicht die Wange hinzuhalten, sondern das Schwert, um die Feinde zu bekämpfen, nur so hat das Abendland überleben können und konnte von der jüdischen Pest frei bleiben.
Stalin nannte sie ein Mittel der Kirchen um das Volk dumm und machtlos zu halten, um sich selbst am Volk zu bereichern. Mao erkannte in ihr eine Seuche, die mit aller Macht zu bekämpfen sei. Doch auch demokratische Repräsentanten sparten nicht mit Anfeindungen. So nannte Ronald Regan sie den Untergang der westlichen Welt. Helmut Schmitt erklärte auf einem Hamburger Kirchentag: Mit der Bergpredigt lassen sich keine politischen Handlungen erzielen. Helmut Kohl sieht den Platz für die Bergpredigt in den Kirchen und theologischen Einrichtungen, da sie im Alltag im Wesentlichen nicht praktizierbar sei.

Gerhard Schröder hielt sie für ein Theosoziales Werk, das utopisch ist.
Im Gegensatz dazu erklärte einst Mahatma Gandhi: Die Bergpredigt Jesu ist der einzige Weg für uns Menschen. Und Mutter Theresa nannte sie den Grundbaustein des täglichen Lebens.
Viel wurde von der Welt über die Bergrede Jesu geschrieben. Auch das Judentum hat sich besonders nach dem Holocaust intensiv mit den Lehren Jesu auseinander gesetzt.

Im Judentum, zumindest trifft dies auf ihre theologischen Einrichtungen zu, geht man sehr selbstbewusst und mit einem großen Interesse der Erforschung des Christentums nach. Die Ursachen dafür sind sehr vielschichtig. Zum einen stehen die Frage des christlichen Antijudaismus und dessen Ursachen im Blickfeld, und zum anderen ist es die Auseinandersetzung mit der Person Jesu und dessen Lebensumfeld. Man hat erkannt, daß Jesus ein Teil der Geschichte Israels ist, aber leider durch Christen zu einer negativen Realität wurde. Es stellte sich die Frage, wer war dieser Jesus und was wollte er? Wollte er, dass all dies Leid über so viele Jahrhunderte seinem Volk geschehe, wie nur allzu viele Theologen vergangener Jahrhunderte behaupteten. Wer war er, was wollte er? Von dieser Frage getrieben, erklärte der bedeutende Philosoph und Religionswissenschaftler Martin Buber: „Es wird Zeit, daß wir unseren Jesus wieder nach Hause holen, in unser Volk zurück, wo er einst lebte und für sein Volk starb.“ Joseph Klausner, ebenfalls ein berühmter jüdischer Religionswissenschaftler, ging sogar soweit zu sagen: „Lasst uns das hellenistische und römische Mäntelchen eines Jesus abstreifen und den wirklichen Jeschua ben Joseph nach Israel zurücktragen. Es ist eine Schande, daß wir den edelsten unserer Söhne anderen überlassen haben, damit sie uns mit seiner Liebesbotschaft töten.“ Es mag sehr hart klingen, wenn man solche Aussagen hört, doch es mag auch nicht verwundern, denn als man anfing sich mit dem NT zu beschäftigen, war man sehr erstaunt über all dies, was Jesus sagte, lehrte und tat. Da war nichts, was fremd war; da war nichts, was den Hass auf Juden rechtfertigten konnte; da war ein Jude, der selbst in seiner Zeit jüdischer lehrte, interpretierte, auslegte und vor allem lebte, als viele seiner Zeitgenossen im damaligen Israel. Noch deutlicher wird das, wenn man bedenkt, das Jesus nichts Neues, nichts Fremdes, nichts Verwerfliches gelehrt hat, sondern alles sein Fundament im Tenach (AT) insbesondere in der Thora (die 5. Bücher Mose) und der Mischna ( das ist die sogenannte mündliche Überlieferung zum Tenach) findet, ja sogar Gleichnisse und Lehren sich nachlesen lassen. Mehr noch, allein der Talmud enthält die gesamte Bergrede Jesu und fast alle Zitate Jesu lassen sich auf über 400 Seiten nachlesen. Die Lehre Jesu ist Lehrgut des Judentums, dass in seiner Lehrauffassung weder das Wort „Dogma“, noch das Wort „Wahrheit” – als Begriff von einzig richtiger Wahrheit kennt. Die Lehre Jesu war nie ein Anstoß im Judentum gewesen, wohl aber die Interpretation und Auslegung seiner Lehre. Hier mögen wir die Worte von Joseph Klausner und Martin Buber verstehen, wenn sie Jesus und seine Lehren ins Judentum zurückholen wollen; wenn man bedenkt, was im Namen Jesu nicht alles für Unheil über sein Volk gebracht wurde.

Mehr noch erkannten spätere Theologen, wie Schalom Ben Chorin und Pinchas Lapide - die besonders im deutschsprachigem Raum Bekanntheit erlangten, die Gemeinsamkeiten von Judentum und Christentum, wenn gleich sie die Entfremdung des Christentums vom Judentum - aber mehr noch die Entfremdung Jesu aus seinen israelitischen Wurzeln, stark kritisierten. Sie erkannten, dass Jesu Tod nur aus dem Pessachfest zu verstehen ist, dass Pfingsten ohne das Sukkothfest nicht erklärbar wäre, dass Buß- und Bettag ohne Jom Kippur kein Fundament hätten, und dass Jesu Leben und Wirken fest in diesem Zyklus des jüdischen Jahres gebettet war, ja selbst die Stunde seines Todes. Pinchas Lapide sagte einmal in einem seiner Bücher: „Wer Jesu Leben und Sterben, dessen Sinn und Tiefe erfassen will, und nicht weiß, warum Jesus an Pessach starb und auferstand, der wird nichts von dem Gott Israels verstehen. Wer nicht versteht, warum Jesus den Kleinsten Buchstaben des hebräischen Alphabets - das Jota – zum Größten erhob, der weiß auch nicht, von was Jesus überhaupt spricht.“ Martin Buber sagte gleichfalls: „Wenn man sieht mit welcher Leichtfertigkeit die Worte Jesu zu Markte getragen werden, um wie Perlen vor die Schweine geworfen zu werden, so möchte man sich nicht mehr darüber wundern, dass Thora-Rollen von Christen verbrannt wurden; kein Wort ist heilig und ihr Sinn geht den Menschen gänzlich verloren.” Die Auseinandersetzung mit dem Leben Jesu - und dies möchte ich ausdrücklich betonen - ist im heutigem Judentum durchweg positiv, ja ich bin geneigt zu sagen, dass man bei vielen jüdischen Theologen wie z.B. David Flusser, Martin Buber, Ben Chorin oder Lapide, um nur einige der berühmtesten zu nennen, eine regelrechte Begeisterung für Jesus finden kann, was persönlich in ihren Büchern und Veröffentlichungen bekundet wird. Schalom Ben Chorin sagte einmal: „Unsere Probleme haben wir nicht mit Jesus und schon gar nicht mit Paulus, sondern mit dem Christentum und seinem Umgang mit den biblischen Lehren.” Oder um es mit dem Talmud noch deutlicher zu erklären: „Solange Worte schöner sind wie die Taten eines Menschen, solange wird die Welt an schönen Worten keinen Mangel haben und im Blut der Taten versinken.”

Das Christentum, ob kath., evang., oder freikirchlich, hat ebenfalls in den letzten Jahrzehnten große Schritte getan. Nicht nur auf dem Gebiet der Schuldanerkennung an den Leiden des Volkes Israel, sondern vor allem auf dem Gebiet der biblischen Theologie sind geradezu riesige Schritte in Richtung Judentum getätigt worden. Was Juden verwundert, wo dieses Interesse herkommt, was ganz besonders auf die USA zutrifft, wo man sehr um gemeinsame Wege bemüht ist und in einem sehr aktiven Miteinander lebt, ist eigentlich nichts anderes, als das Bewußtwerden der Wurzeln der eigenen Religion. Paulus Worte aus dem Römerbrief: „Nicht ihr seit die Wurzeln, sondern die Wurzel trägt euch”, erlangen in der biblischen Theologie eine völlig neue Dimension. So erklärte am 28. April 1980 Papst Johannes Paul, wer Jesus begegnet, dem begegnet das Judentum. Viele christliche Theologen sehen die Ursache für die Aushöhlung des Christentums zu einer reinen Institution darin, weil der Augapfel Gottes verachtet, auf ihn nicht mehr geschaut und von ihm nichts mehr gelernt wurde, obwohl uns Jesus dies geradezu in der Bergpredigt gebot: Mt. 5/17 Denkt nicht, ich sei gekommen, um die Thora und die prophetischen Weisungen aufzuheben oder aufzulösen, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht der kleinste Buchstabe – nicht ein Jota oder ein Häkchen des Wortes Gottes und seiner Weisung vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten und Weisungen die Gott den Menschen gegeben hat aufhebt und die Menschen entsprechend so lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber halten lehrt und sie hält, der wird unter die Großen im Himmelreich gezählt werden.
Mt. 7/21: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr! Herr, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr,..... haben wir nicht dies und das in Deinem Namen vollbracht? Dann werde ich aber zu ihnen antworten: Weg von mir, ich kenn’ euch nicht, denn ihr habt den Worten meines Vaters nicht gehorcht und habt die Thora übertreten.”


Vorwort beendet


So, wie die Person Jesu von Nazareth nicht abstrakt und ungreifbar, aus dem NT. hervortritt, so ist auch seine Lehre weder abstrakt, noch ungreifbar oder gar utopisch. Jesu Lehre ist alleiniges Lehrgut der Thora und der Prophetenschriften, sowie rabbinischer Thoraauslegung und Lehrmeinung. Auf diesem Fundament basiert Jesu Lehre und Verkündigung, ja seine ganze Mission.
Bei all dem, was wir von und über Jesu wissen, muß man davon ausgehen, dass Jesus nie den Rahmen der mosaischen Religion gesprengt hat und den biblischen Glaubensaussagen untreu wurde. Das ist ein Faktum, das einstimmig alle jüdischen und christlichen Theologen ohne die geringsten Zweifel bestätigen.
Die erste überlieferte Lehre Jesu, tritt uns in der Bergrede (Bergpredigt) entgegen. Sie ist in ihrem Umfang und Inhalt zugleich auch die bedeutendste Rede Jesu. Sie spiegelt wie keine andere Rede, Jesu Verwurzelung in der Thora und den Propheten wieder.
Vorerst wollen wir uns erstmal die wichtigsten Aussagen zu dem Gesandt sein Jesu laut Mt. 5/17 anschauen: „Ich bin nicht gekommen um das Gesetz = Thora und die Propheten aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ Laut Mt. legt Jesu selbst den Maßstab für seine Verkündigung fest. Dieser Maßstab ist also nichts anderes als die Thora und die Aussagen der Propheten. Sie bleiben ewiglich gültig und sind für Jesu unantastbar.

Mt. 5/18: „Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe der Thora vergehen, bevor nicht alles geschehen ist.“ Jesu fühlt sich also nicht dazu berufen die Thora in ihrer Fülle aufzuheben, sondern sie in ihrer Fülle - ja in ihrer letzten Konsequenz, in der selbstlosen Hingabe zu Gott und seiner Schöpfung zu erfüllen. Sie wird zum Maßstab allen Seins auf dieser Welt, zur Richtschnur allen gerechten Wandelns vor Gott. Wer sich an der Thora schuldig macht, ist für Jesus ein Unwürdiger; Mt. 7/23: „...........ich kenne euch nicht ihr Übertreter der Thora.“
Die Haltung zur Thora ist nicht lasch, sondern vollends bejahend. Pinchas Lapide fast die Bekenntnis Jesu mit folgenden Worten zusammen:
„Im gesamten rabbinischen Schrifttum kenne ich kein eindeutigeres, flammendes Bekenntnis zur Gotteslehre und zur Heiligen Schrift Israel als in der Berglehre von Jesus.“
Jesus ist hier noch radikaler als einst die radikalen Rabbiner Chija Bar Abba und Jochanan, die beide bereit waren, auf einen Buchstaben in der Thora zu verzichten, damit das Himmelreich den Menschen näher kommt.

Es wäre falsch der Ansicht zu folgen, dass die Evangelisten insbesondere Matthäus, Jesus so verstanden hätten, dass er ein neuer Gesetzgeber wäre, sondern viel mehr bekräftigen sie, dass in Jesus ein legitimer Ausleger des in der Thora enthaltenen Gotteswillens offenbar geworden ist. Nicht als Antimose tritt Jesus in Erscheinung, sondern der Fortsetzer Mose, der ja schon zu seiner Zeit begann die Lehre vom Sinai zu interpretieren und auszulegen. Wenn schon Propheten und Könige die Thora interpretieren, um wie viel mehr muß dies erst der Messias tun. In dieser Erwartung des Judentums auch schon zur Zeit Jesu, wird im Talmud von der Thora des Messias gesprochen, die allerdings nicht eine neue Thora bedeutet, sondern eine neue Deutung der ewigen Weisungen vom Sinai, die den ganzen Reichtum ihrer geistigen Schätze offenbaren sollen und all ihre verborgenen Rätsel lösen werde.
Um in den Worten Martin Bubers zu sprechen: „Der Sinai genügt Jesus nicht. Er will in die Wolke über dem Berg, aus der die Stimme schallt, in die Urabsicht Gottes will er dringen, um die Thora zu erfüllen, d. h. ihre Fülle anrufen und wirklich machen.“
Ganz in der Tradition der alten Propheten, fühlt sich auch Jesus dazu berufen, auf den Willen Gottes – die Thora – hinzuweisen. Von einem Tag auf den anderen steht da ein Mann in Israel auf, um die prophetischen Visionen vom Sinai in seiner Berglehre zum Tagesprogramm zu erklären. Trotz Krieg und Unterdrückung, die biblische Nächstenliebe bis in ihre letzte Konsequenz durchzuleben und durchzuglauben, um uns allen ein Idealbild vom gottgewollten Menschsein in die Seele zu brennen, das keinen mehr zufrieden lässt mit dem fadenscheinigen Durschnittsmenschen, der unsereiner eben ist, aber nicht sein müsste und sollte.

Mehr noch, er stellt seiner Generationen die Thora gegenüber und verweist mit aller Leidenschaft der Kritik auf die Äußerlichkeit seiner Zeit. Nicht der Kult steht in seiner Kritik, sondern der Mensch der den Gotteskult instrumentalisiert hat. Jesus geht es um das richtige Verständnis des Menschen zur Thora und damit auch zu Gott. Er sieht die Thora nicht allein als rechtliche Autorität – aufgeteilt in Ge- und Verbote, die oft in einer erstarrten und auswendig gelernten ritualisierten Frömmigkeit gipfelten, sondern als lebendige, zukunftsweisende Quelle, in der sich Gott und sein Heilswillen für die Menschheit offenbart. Es geht Jesus nicht allein um das geschriebene Wort Gottes, sondern um dessen Inhalt und Sinn. Es geht ihm nicht darum, die Thora allein rechtlich zu erfüllen, sondern sie zu hinterfragen, um deren tiefe Bedeutung aufzuzeigen. Dabei sieht Jesus mit Sicherheit nicht die Thora als einen Gesetzeskodex an, wie menschlicher Unverstand die Thora mit dem Wort: Gesetz übersetzt, sondern als Wegweisung, Richtschnur, Leben und Liebe, Offenbarung und Erfüllung. Wer Thora als Gesetzeskodex versteht, versteht Gott als Gesetzgeber, nicht aber als Lebensgeber, wie die Thora selbst hinter allen Wegweisungen Gottes betont: „Damit ihr lang lebt im Lande Israel“. Thora heißt Leben, heißt Liebe, es sind die Urattribute Gottes.
Leben und Liebe tragen in sich aber Rechte und Pflichten, damit ein Leben in Liebe und Frieden ermöglicht wird. Kein Gesetzeskodex vermag aber dieses Anliegen Gottes zu regeln, oder in Gesetze zu fassen, es sind Herzensangelegenheiten, die dem eigentlichen Ansinnen des Menschen widersprechen. Jesus nannte seine Lehre die Frohe Botschaft und noch heute wird am jüdischen Feiertag der Thoragebung - Simchat Thora gesagt: Ihr Name ist weder Offenbarung noch Weisung oder gar Gesetz sondern “AHAWA” und das heißt LIEBE. Denn es ist die Fülle der himmlischen Liebe, die Gott den Menschen gab. Sein Willen für seine geliebten Kinder.

Kein einziger Jude glaubt, er könne Gottes Gnade durch fromme, formale Gesetzeserfüllung erreichen, oder sie sich gar verdienen. Die Rabbinen sind jedoch zu dem Schluss gekommen, dass der Weg zu Gott allein in der Demut zu seinem Nächsten und im Herzen erfüllten Liebestaten liegen kann. Hier wird Thora zur Lebens- und Kampfaufgabe für einen jeden Menschen und zur Aufgabe für ganz Israel. So bekennt Israel sich zu dem Gott der Thora mit den Worten: Ex 19,8 „Alles was der Herr geredet hat, wollen wir tun.” In diesem Sinn ruft Jesus auch im Mt. 7/21: „Nicht jeder der zu mir sagt: Herr, Herr!... wird in das Himmelreich kommen, sondern nur der, wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.”

Jesus geht es bei seiner Bergrede und dessen Mahnung zur Gebotserfüllung nicht darum, die Gebote zu erfüllen, weil Gott dies von uns fordert, sondern weil wir ohne diese Hilfestellung Gottes, - ohne diese Gebote – ohne seinen Heilswillen für uns Menschen, hoffnungslos verloren sind. In dem Gleichnis von dem jungen, reichen Mann aus dem Mt. 19/16-30 wird dieses Anliegen Jesu sehr deutlich.
Es kam ein Mann zu Jesu und fragte: „Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?” Er antwortete: „Was fragst Du mich nach dem Guten? Nur einer ist der >Gute<. Wenn Du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote!” Darauf fragt er ihn: „ Welche?” Jesus antwortete: „ Du sollst nicht töten, du sollst nicht die Ehe brechen, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht falsch aussagen, ehre Vater und Mutter! Und: Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!” Der junge Mann erwidert ihm: „All diese Gebote habe ich befolgt. Was fehlt mir jetzt noch?”

Jesus antwortet: „ Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld an die Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.“ Als der junge Mann das hörte, ging er traurig weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Amen: das sage ich euch: Ein Reicher wird nur schwer in das Himmelreich kommen. Nochmals sage ich euch: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich Gottes gelangt.” Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sagten: „Wer kann dann noch gerettet werden?” Jesus sah sie an und sagte zu ihnen: „Für Menschen ist das unmöglich, für Gott aber ist alles möglich.”
Die Lohnfrage
Da antwortete Petrus: „Du weißt, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt. Was werden wir dafür bekommen?” Jesus erwiderte: „Wenn die Welt neu geschaffen wird und der Menschensohn sich auf den Thron der Herrlichkeit setzt, werdet ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. Und jeder, der um meines Namen willens Häuser oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker verlassen hat, wird dafür das Hundertfache erhalten und das ewige Leben gewinnen. Viele aber die jetzt die Ersten sind, werden dann die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten sein.“
In diesem Gleichnis wird das erste Gebot der Thora zum Lebensmaßstab erhoben: Dt. 6/4-6: „Höre, Israel! Adonai, unser Gott, Adonai ist einzig. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben und mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft. „Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.“
Hier setzt Jesus den Maßstab für eine Nachfolge zu Gott an.
Nachfolge im Willen Gottes heißt leben, heißt lieben, heißt Herz und Seele, heißt suchen, kämpfen, finden, heißt Gott. Nicht äußerliche Frömmigkeit und Gebotserfüllung, sondern Umkehr, Aufgabe und Suche nach Gott. So ruft uns Gott im Dt. 4/29 zu: „Ihr werdet mich finden, wenn du mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele dich um mich bemühst.”
„Sucht ihr mich mit ganzem Herzen, so lasse ich mich von euch finden, ihr werdet ein Wohlgefallen vor mir sein“( Jer. 29/13).
„Wohl denen, die Gott suchen und seinen Weisungen folgen“(Ps. 119/2).

Kehrt um und folgt mir – folgt Gott nach! Gleich den Schriften der Thora und Propheten ruft Jesus zur Nachfolge, zum Suchen, - zur Umkehr, - zur Thora Gottes. Die Thora wurde Israel zur Umkehr gegeben, auf das Israel Gottes Volk sei. Jesus ruft in der Bergpredigt zur Thora auf, auf das der Mensch Gottes Kind sei.
Mt. 7/7 –11: „Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden; klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet? Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes geben, die ihn bitten.“
Auch in diesem Aufruf Jesu, folgt Jesus seinem prophetischen Vorgängen wie unter vielen anderen auch Jesaja 55/6-8 belegt: „Sucht den Herrn, solange er sich finden lässt, / ruft ihn an, solange er nahe ist.
Der Ruchlose soll seinen Weg verlassen, / der Frevler seine Pläne.
Er kehre um zum Herrn, / damit er Erbarmen hat mit ihm.
Und zu unserem Gott;/ denn er ist groß im Verzeihen.
Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, / und eure Wege sind nicht meine Wege / Spruch des Herrn. So hoch der Himmel über der Erde ist, / so hoch erhaben sind meine Wege über eure Wege / und meine Gedanken über eure Gedanken.“


Jesu Kritik an der Generation seiner Zeit, steht denen der alten Propheten in nichts nach, und berührt ein Thema, dass sich wie ein roter Faden durch die Bibel zieht. Es geht um das Verhältnis des Menschen zu Gott und seiner Umwelt, in der der Mensch lebt. Es geht darum, wie der Mensch mit dem Geschenk des Lebens, das Gott ihm einst gab umgeht. Israel, aus allen Nationen von Gott herausgerufen, hat dabei einen besonderen Auftrag. Israel hat die Verpflichtung auf sich genommen vorbildhaft den Wegen Gottes, seinen Weisungen und Ratschluss zu folgen. Die Führer Israels, ob Könige, Weise, Richter oder Propheten sind bemüht, diesen Kampf der Selbstüberwindung mit dem Volk gemeinsam zu führen. Maßstab und Richtlinie, für diesen Kampf, ist die Thora. Sie ist Israels Herz und Lebensnerv, an ihr entscheidet sich die Frage nach Leben oder Tod, wie die Geschichte Israels hundertfach aus biblischen Berichten belegt. An ihr scheidet sich Gut und Böse. Israel hat sich in seiner wechselvollen Geschichte durchgerungen die Thora anzunehmen und formal als sein Wesenselement zu akzeptieren. Doch seit der Zeit der Könige und Propheten geht es Gott nicht mehr nur um eine formale Rechtsakzeptanz der Thora, sondern um die Verinhaltlichung der Thora im täglichen Leben. Waren anfänglich Opferkult und Ritualpraxis ein herausragendes Wesenselement der israelitischen Religionspraxis, ging es nun um die persönliche innerliche Stellung des Menschen zu Gott. Das Volk Israel hatte eine Entwicklungsstufe erreicht, in der Gott nicht mehr als Vater der Nation in Frage gestellt wurde, oder als Gott der einzig wahr ist, -nein- Israel akzeptierte Gott, verehrte ihn, ja liebte ihn. Mit dem Beginn der Prophetenzeit, eröffnete sich ein neues Kapitel in der Geschichte Israels, mit Gott. Wie nie zuvor, war Gott bereit sich zu offenbaren, sich seinem Volk zu öffnen und zu zeigen. Anders als zu Zeiten des Mose, als Gott das Verstehen des Menschen wesentlich durch Zeichen und Wunder lenkte, sucht nun Gott das Herz des Menschen. Gleich einem Kind, das in den ersten Lebensjahren, seine Eltern als gegeben hinnimmt und als Führung akzeptieren lernt, wird sich auch ein Kind mit den Eltern irgendwann auseinander setzen, sie hinterfragen, kurzum, um sie richtig kennen zu lernen. Für beide Seiten oft ein schmerzvoller Prozess, indem Positionen neu festgelegt werden und das Verhältnis zueinander neu gefunden werden muß. Die inhaltlichen Beziehungen zwischen Kind und Eltern werden nicht mehr nur durch Emotionen, wie Liebe und Geborgenheit geregelt, sondern durch Verinhaltlichung, Dialog und Eigenverantwortung erweitert. Es geht also um das Erkennen und Verstehen, Wachsen und Reifen einer Beziehung, die inhaltlich - ich möchte es bewusst geistig nennen – an Substanz gewinnt. Um das Gesagte auf die Bergpredigt zu projizieren, für Jesus ist Thora ist nicht nur ein Regelwerk für ein formales Miteinander, sondern sie wird zum Schlüssel für ein Einswerden mit Gott. Das menschliche Verstehen der Thora, mit all seinen nützlichen Weisheiten tritt in den Hintergrund, bleibt aber bestehen, hingegen das Ausleben der Thora zum Wesensmerkmal, erhoben wird. Diesen Wendepunkt im Verhältnis zwischen Gott und Mensch markierten besonders die Propheten Jesaja, Jeremia und Hosea und die Psalmen. Als Beispiel dafür seien einige Worte aus Jesaja und Hosea zitiert:
Jesaja 29/13-14
Der Herr sagte: Weil dieses Volk sich mir nur mit Worten nähert / und mich bloß mit den Lippen ehrt, sein Herz aber fern hält von mir, / weil seine Furcht vor mir / nur auf einem angelernten menschlichen Gebot beruht, Darum will auch ich in Zukunft an diesem Volk seltsam handeln, / so seltsam, wie es niemand erwartet.
Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen / und die Klugheit seiner Klugen verschwinden.
Hosea 6/3-6
Lasst uns streben nach Erkenntnis, / nach der Erkenntnis des Herrn. Er kommt so sicher wie das Morgenrot, / es kommt zu uns wie der Regen, / Frühjahrsregen, der die Erde tränkt.
Was soll ich tun mit Dir, Efraim? / Was soll ich tun mit Dir, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen / und wie der Tau, der bald vergeht.
Darum schlage ich drein durch die Propheten, / ich töte sie durch die Worte meines Mundes. / Dann leuchtet mein Recht auf wie das Licht.
Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, / Gotteserkenntnis statt Brandopfer.


Hundertfach finden sich gleichlautende Weisungen Gottes, bis zum letzten Buch des Alten Testament.
Israel, das sei ohne Zweifel gesagt, tut sich sehr schwer mit dieser Neuoffenbarwerdung Gottes und die Verkünder, also die Propheten und Weisheitslehrer Israels, erleben schwere Zeiten. Das kollektive Denken, das Voraussetzung für das Entstehen einer Nation ist, wird durch die Eigenverantwortung für sich selbst abgelöst. Nicht mehr die Führer Israels sind für Israel verantwortlich, sondern ein jeder ist für sich und Israel verantwortlich. Die Fluchtmöglichkeit, sich hinter Opfertieren und religiösen Praxisprogrammen zu verstecken ist zerstört.

Ps. 50/ 8 – 14
Nicht wegen deiner Opfer rüge ich dich, / deine Brandopfer sind mir immer vor Augen.
Doch nehme ich von dir Stiere nicht an / noch Böcke aus deinem Herden.
Denn mir gehört alles Getier des Waldes, / das Wild auf den Bergen zu Tausenden.
Ich kenne alle Vögel des Himmels, / was sich regt auf dem Feld, ist mein eigen.
Hätte ich Hunger, ich bräuchte es dir nicht zu sagen, / denn mein ist die Welt und was sie erfüllt.
Soll ich denn das Fleisch von Stieren essen / und das Blut von Böcken trinken?
Bring Gott als Opfer sein Lob, / und erfülle dem Höchsten deine Gelübde.


Gott will, dass der Mensch sich ihm selbst hingibt. Nicht äußerlich, sondern von ganzen Herzen, ganzer Seele, mit all seinem Vermögen.
Genau an diesen Punkt setzt Jesus an.

Mt. 23/ 27 – 28
Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr seid wie die Gräber, die außen weiß angestrichen sind und schön aussehen; innen aber sind sie voll Knochen, Schmutz und Verwesung. So erscheint auch ihr von außen den Menschen gerecht, innen aber seid ihr voll Heuchelei und Ungehorsam gegen Gottes Thora.

Nicht um Lippenbekenntnisse geht es Jesus, wie er es auch in Mt. 15/8-9, ausdrückt:
„Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir Es ist sinnlos, wie sie mich verehren; was sie lehren, sind Satzungen von Menschen.“

Hier kommen wir zu dem Verständnis von der Bergrede Jesu.
Mt. 22/36-40
Meister, welches Gebot in der Thora ist das wichtigste? Er antwortete ihm: du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt die ganze Thora samt den Propheten.

Die Wegweisungen Gottes sollen nicht ein Lebensbekenntnis sein, sondern sie sollen in ihrer ganzen Fülle Lebensinhalt werden und sein, so wie Gott es einst Jeremia verkündete.

Jer. 31/31-34
Einen neuen Bund will ich mit euch schließen, anders als der, den ich mit euren Vätern geschlossen habe. Ich lege meine Thora in euch hinein ich schreibe sie auf euer Herz. Dann werdet ihr erst wirklich erkennen, ob groß oder klein, dass ich Gott bin und sonst keiner.
Jesus ruft den Menschen zu Gott auf, zum Erkennen dieser Offenbarung Gottes.
Um es mit Jesu und meinen Worten auszudrücken:
Hallo Leute, Gott ist hier, hier und heute, er wartet auf dich und mich, er lädt uns ein, seine Gäste zu sein, ihn kennen zu lernen, legt die Festgewänder an. Hört auf seine Stimme, sucht ihn und er wird sich euch offenbaren. Öffnet Eure Herzen und schaut mit den Augen Eures Herzen. Gott ist hier – jetzt.
Im Angesicht dieser Verheißungen, stellt Jesus seine Bergrede hinterfragend den Menschen entgegen:
Was hilft es den Menschen, wenn er aus rituell gereinigten Schüsseln ist, um rein zu bleiben, aber in Wirklichkeit schon tot ist.
Was hilft es den Menschen, den Schabbat zu halten, um sich im gleichen Augenblick eines Todes schuldig zu machen, weil ihm der Schabbat wichtiger ist, als sein Nächster. Was hilft es dem Menschen, Gott zu verehren, um dann doch im Herzen seine eigene Wege zu gehen. Was hilft es dem Menschen alle Regeln der Thora zu befolgen, wenn sie nur aus dem Verstand erfolgen und ohne wirkliche Liebe des Herzens geschehen.

Eine solche Thorabefolgung ist eine Last und hat nichts mit der Freiheit der Thora zu tun. Es ist eine Binsenweisheit, das Liebe und Gefängnis nicht zusammen gehören, wohl aber Liebe und Freiheit. Gott will keine erzwungenen Lippenbekenntnisse, sondern er ringt um unsere Freiheit, für ein herzliches ja zu ihm. Es geht ihm nicht um stupide auswendig gelernte Gebetslitaneien, sondern um das Wort unseres Herzens. Er will Anteil an uns haben und wir sollen Anteil an ihm haben. Seine Selbstoffenbarung „Ich bin, der ich bin“, soll in unseren Herzen lebendig werden. Nicht nur Worte auf Stein oder Papier, sondern erlebbar und erfahrbar. Erst dann und nur dann, wird Thora zur Thora. Wird Shabbat zum wirklichen Feiertag Gottes. Oder um mit dem Talmud zu sprechen: „Jeder Tag soll ein Shabbat sein.“ Erst dann werden wir unser Leben als so wertvoll erachten, um aus rituell sauberen Schüsseln zu essen, um uns vor Krankheiten zu schützen, weil unser nächster uns noch lange braucht. Dann werden wir ein Wohlgeruch vor Gott werden und sein. Hier finden wir das wahre Thora - Verständnis Jesu. Es ist nicht orthodox, nein es ist extrem radikal. Entweder für und mit Gott oder gar nicht. Nicht halbherzig, sondern mit ganzen Herzen und ganzer Seele. Nur aus diesem Verständnis heraus wird Jesu Selbstaufopferung begreifbar. Es ist Thora in größter Erfüllung. Hier ist Gott und Jesu eins geworden.

Jesus setzt vor das was wir tun, dass wie und warum wir das tun, also unsere Beweggründe. Erst wenn unsere Beweggründe, unsere Herzenseinstellung richtig ist, erst dann, wird das was wir tun seine Richtigkeit finden. Erst wenn wir uns selbst als ein Teil Gottes begriffen haben und unserem Herzen verstanden – ja gefühlt haben, können wir uns selbst lieben, achten und zum wahren Geschöpf Gottes werden. Erst dann werden wir aber diese gleiche Schönheit, auch bei, unseren Mitmenschen sehen, und ihn als Geschöpf Gottes verstehen, ihn als Teil Gottes annehmen, achten, ehren und lieben. Damit erweisen wir uns aber ähnlich wie Gott, der den Menschen liebt, achtet und mit seiner Führsorge ehrt. Wir können in dem Geschöpf, den Schöpfer erkennen und erst dann können wir Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all unserem Sein lieben. Denn dann bereifen wir uns nicht mehr nur als von Gott geschaffenes Wesen, sondern als Teil von ihm. Gott wird uns zum Vater; oder lassen Sie es mich mit meiner persönlichen Anrede zu Gott sagen: „Gott, mein Papa.“
Da ist nichts trennendes und fremdes mehr zwischen Mensch und Gott, sondern Vertrauen, Respekt, Achtung, aber vor allem Liebe. Aus Liebe ist Thora erwachsen, und aus Liebe wird Thoraerfüllung zum Liebesakt, zum Wohlgefallen vor Gott. Erst dann wird Thoraerfüllung zur Selbstlosigkeit und nicht wie bei einigen Sadduzäern und Pharisäern die Jesus kritisiert reine Rechts- oder Kultpraxis, aus der sogar Profit geschlagen wird - übrigens auch ein leidliches Thema im Christentum, die nicht mehr das eigene Ich in den Vordergrund stellt, sondern das Wir, Gott und ich. In ihm geht mein Ich auf, es wird eins mit ihm, und damit werde ich auch mit seinem Willen eins. Hier erst, wird Thora erfüllbar. Erst hier kann von Liebe zu Gott mit all meinen Gedanken, aus ganzem Herzen und mit ganzer Seele, gesprochen werden. Nur aus dieser Liebe wird Eigenliebe aber vor allem Nächstenliebe, die nicht zum profanen Rechtsakt gegenüber der Gemeinschaft wird, sondern eine vor Gott gerechte und ehrliche Tat. Aus formalem Gehorsam gegenüber Gott, wird so, wahrhaftige Nachfolge nach den Wegen Gottes. Allein aus diesem Verständnis lassen sich die Seligpreisungen Jesu verstehen: Mt: 5/ 3 -12:
Glückselig, sind die arm sind vor Gott, den ihnen gehört das Himmelreich. Glückselig, die Trauernden, denn sie werden getröstet werden. Glückselig, die keine Gewalt anwenden, denn sie werden das Land erben. Glückselig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden. Glückselig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden. Glückselig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott schauen. Glückselig, die Frieden stiften, denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Glückselig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich. Glückselig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut Euch und jubelt.


Jesus ging es in der Bergpredigt keineswegs um Thoraaufhebung, sondern um Thoraerfüllung. Doch wie schon ausgeführt, sieht Jesus gleich seinen prophetischen Vorgängen, den Ansatzpunkt zu einem wohlgefälligen Dasein vor Gott verfehlt. Jesus war in seiner Zeit keineswegs ein einsamer Streiter gegen diese behördlich regulierten Glaubens- und Kultpraxis. Wesentliche Aussagen Jesu finden sich nicht nur bei Rabbi Hillel, der nach Meinung vieler jüdischen und christlichen Theologen der Wegbereiter Jesu war, sondern, gerade in Kreisen der Gelehrten fand Jesu viele Freunde, die ihn verehrten und folgten. Seine Kritik an der formalen Glaubens- und Kultpraxis fand jedoch besonders beim einfachen Volk viel Beifall, suchten doch gerade die Armen und Verzweifelten, Schutz und Trost bei Gott, rangen sie doch in ihrer Not besonders um Beistand und Zuwendung bei Gott, der ihnen ausgerechnet von der religiösen Führungsschicht des Landes verweigert wurde.

Mt. 23/13-15.

Wehe, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschließt den Menschen das Himmelreich. Ihr selbst geht nicht hinein; aber ihr lasst auch die nicht hinein, die hinein gehen wollen. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist, wie ihr selbst.
Mt. 23/ 1-5
Die Schriftgelehrten und Pharisäer haben sich auf den Stuhl des Mose gesetzt, tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach dem, was sie tun; denn sie reden nur, tun selbst aber nicht, was sie sagen. Sie schnüren schwere Lasten zusammen und Legen sie den Menschen auf die Schultern, wollen selbst aber keinen Finger rühren, um die Last zu tragen.
Jesus widerspricht vehement dem Ansinnen dieser Führungselite, dass der Arme Schuld an seinem eigenen Los hat, er Gottes Strafe auf sich gezogen hat, oder weniger Wert sei als die Adels- und Priesterschicht, er greift vielmehr die soziale -religiöse Ungerechtigkeit auf, die im krassen Widerspruch zur Thora Gottes steht, die gerade diese Priesterschicht vertritt. Gleich den Propheten des alten Israel, sieht er die Wurzeln der Thora- und Gottlosigkeit nicht allein in der Anbetung fremder Götter, sondern vielmehr in der Missachtung des Willen Gottes und der Falschauslegung gegenüber dem Volk.

Mt. 5/20
Darum sage ich euch, wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist, als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.

Es geht Jesu nicht darum die Menschen zu mehr Opfer- und Kulthandlung zu bewegen, sondern zur generellen Umkehr. Seine Worte: „Selig sind“ gilt all denen, die um die Thora auf Erden betrogen werden, denen Gottes gebotene Liebe vorenthalten wird, die aus der so feinen religiösen Tempel- und Kultpraxis ausgestoßen wurden.
Mt. 23/23-24
Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das wichtigste im Gesetz aus: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. Blinde Führer seid ihr: Ihr siebt Mücken aus, verschluckt aber Kamele.
Mit dem Ausspruch Jesu, gerade für diese Ausgesiebten und Verschluckten, um bei den Worten Jesu zu bleiben, gekommen zu sein, wird Jesu Mission nicht nur eine reine religiöse Angelegenheit, sondern eine sozial - politische. Die Bergrede ruft uns auf, nach dem Maßstab Gottes zu leben, und sich dem menschlichen Egoismus und der menschlichen Macht- und Selbstherrlichkeit zu verweigern. Die Bergpredigt Jesu spricht von Gerechtigkeit, Einigkeit und Brüderlichkeit. Jesu Nachfolge heißt Dienst am Nächsten, Dienst an seiner Umwelt, Dienst und Liebe dem Leben gegenüber, weil Gott in Liebe alles erschaffen hat, aus der Liebe hervorgerufen ist, und nur mit Liebe erhalten werden kann. Aus diesem Bewusstsein verstehen wir Jesu Worte, die Menschen maßregelt, die ihre Brüder verachten, oder gar zu Dummköpfen machen, die sogar dafür die Hölle ernten werden.
Hier wird deutlich, warum Jesu trotz aller Proteste der Adels- und Priesterschaft, für die Verlassenen eintritt. Nicht Ablehnung und Egoismus ist der Weg Gottes, sondern Erbarmen und Liebe, denn wir alle sind Geschöpfe, - Kinder Gottes und wir alle bedürfen der Hilfe Gottes und der Hilfe des Nächsten.


Mt.: 9/35-37
Jesus zog durch alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen, verkündete das Evangelium vom Reich Gottes und heilte alle Krankheiten und Leiden. Als er die viele Menschen sah, hatte er Mitleid mit ihnen; denn sie waren müde und erschöpft wie Schafe, die keinen Hirten haben. Da sagte er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber es gibt nur wenige Arbeiter.

Genau hier versagte das religiöse Israel mit seinen Repräsentanten, weil sie sogar noch Profit aus diesem Elend erzielten und sich dafür noch als gerecht und unfehlbar erklärten. Dies trifft - und das möchte ich ganz deutlich hervorheben, nicht auf alle Repräsentanten des damaligen Israel zu, wohl aber auf einen sehr einflussreichen Teil, der bezeichnender Weise, eng mit den Römern – also den Herrschern und Besatzern Israels verbunden war.
Jesu Predigt lässt nie den geringsten Zweifel daran, dass er um die Unvollkommenheit unserem menschlichen Tun weiß, ganz im Gegenteil, hier spricht er Barmherzigkeit und Trost zu. Aber er verstärkt umso mehr seinen Ruf zum Kampf der Selbstüberwindung und zur Eroberung der verheißenden Zukunft, die Gott heißt. Seine Worte: „Kehrt um“, sind Worte des Infragestellens unseres menschlichen Ansinnens zu neuen Wegen, die zurück zu Gott, - in die Zukunft des Himmelreichs weisen sollen. Diese überaus messianisch geprägte Sichtweise Jesu, die bereits ihren Vorlauf in der Thora und den Prophetenschriften findet, führt Jesus zu der fundamentalen Kritik an den Zuständen in seinem Land.

Jesus leidet an diesem Zustand von Israel, ja er weint über Jerusalem, die Stadt Gottes. Das Mt. stellt uns deutlich ein Abbild Israels aus der Sicht Jesu dar, dass ganz ohne Zweifel der Ursprung für diese Missstände in Israel nennt: Mt. 20/25: Da rief Jesus sie zu sich und sagte: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen.“

Die religiöse, soziale und nationale Katastrophe, deren Höhepunkt Jesus später noch mit dem Verlust des Tempels prophezeit, ist für Jesus das Produkt der schleichenden Veräußerlichung der Thora und der Instrumentalisierung des Glaubens an Gott. Schon immer waren die nationalen Zustände Israels eng mit dem Verhältnis zu Gott gekoppelt, - ja untrennbar verbunden. Der soziale und politische Zustand Israels ist nur ein Spiegelbild für den inneren religiösen Zustand des Volkes Israel. Gegen diese Zustände zog Jesus mit seinem Evangelium durchs Land um einen Ausweg aus dieser Situation zu zeigen, der nur bei Gott liegen kann. Jesus ruft die Königsherrschaft Gottes über sein Volk aus. Er verkündet das Himmelreich auf Erden, dessen Herabruft in der Hand eines jeden Menschen liegt. Mit der Aussicht auf die Königsherrschaft Gottes, ruft er sein Volk mit Worten der Einsicht und Demut zu Frieden, Barmherzigkeit und zum Halten der Gebote auf ( Mt. 5/1-19). Er ruft die Hoffnungslosen zur Hoffnung auf, und fordert von ihnen die Rückkehr zum Glauben und Vertrauen auf Gott, der letztendlich für sie nur der helfende und rettende sein kann. Er geht zu den Reichen und zeigt ihnen die Sinnlosigkeit ihres Schätzesammelns und fordert von ihnen mehr Barmherzigkeit gegenüber den Armen, aber vor allem eine Umkehr zu Gott, der durch das Schätzesammeln ins Abseits gerückt ist. Er fordert Israel und alle Gläubigen der Welt zum Kampf gegen eine ungerechte Welt auf und er fordert Widerstand von Israel gegen eine Welt, die Israel der Ethik, der Moral, aber vor allem der Gebote berauben will, wie es viele römische Kaiser im Endeffekt vergeblich versuchten. Jesus rief zu Frieden und Gewaltlosigkeit auf, doch er rief nicht zur Widerstandslosigkeit auf. Jesus erachtet es sehr wohl als wichtig, gegen das Böse anzukämpfen, doch dies nur mit den geeigneten Mitteln und im Rahmen der Gebote. So stand Jesus überhaupt nicht auf den Standpunkt, dass man den Römern tatenlos bei ihrer Herrschaft über Israel zusehen soll. Jesus selbst, propagiert sogar den zivilen Ungehorsam, als legitimes Mittel, gegen die Herrschaft der Römer und ihrer Vasallen, jedoch auch hier mit einem triftigen religiösen Hintergedanken. Ein klassisches Beispiel liefert uns dazu Matthäus (22/19-21). Die Steuerverweigerung Jesu ist ein eindeutiges Beispiel für Jesu propagierten zivilen Ungehorsam. Auch an symbolischen Gesten des Widerstandes besonders gegen die mit den Römern zusammenarbeitende jüdische Adelsschicht, ließ es Jesu nicht fehlen. So ist die Tempelreinigung Jesu ein solch provozierender Akt gegen die Sadduzäer gewesen, dass ihm das einige bis zu seinem Tod nicht verzeihen konnten. Jesus war mit Sicherheit kein radikaler Pazifist, wie es so manche christliche Theologen behaupten und auch seine Bergrede ist kein Werk des radikalen Pazifismus, sondern ein Auszug aus den Grundlehren der Wegweisungen, die Gott, Israel einst gab, und die durch Jesus aktualisiert und in einmaliger Weise interpretiert wurden. So widerspricht die Bergrede Jesu selbst den Ansinnen zu glauben, dass Widerstand kein legitimes Mittel gegen Unrecht ist. Pinchas Lapide sagt in seinem Buch: „Wie liebt man seine Feinde?“ Zu Recht!

„Verzicht auf Gewalt ist keineswegs identisch mit Verzicht auf Widerstand, der ja den Nächsten, dem Unrecht geschieht, im Stich lässt und so zweifach zum Unrecht beiträgt, indem er auch den Leidtragenden zur Gegengewalt ermutigt. Daher verbietet es die simple Nächstenliebe, die Jesus als minimales Grundprinzip voraussetzt, wehrlos zu dulden, dass das Leben oder die Sicherheit des Nächsten verletzt, anstatt geschützt werden. Wo Menschen begrenzte Gewalt anwenden, nicht nur in Selbstwehr, sondern um die Vergewaltigung von Schwachen zu verhüten, kann Gewalt der Ausdruck einer verzweifelten Nächstenliebe sein, die im Grunde dem Gebot des Jakobus gerecht wird: „Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, so tut ihr wohl“ (Jak 2,8). „Königlich“ heißt das Gesetz der Nächstenliebe im rabbinischem Sprachgebrauch, weil es im jüdischen Denken den absoluten Vorrang genießt, vor allen anderen biblischen Geboten, auch denen, die Friedfertigkeit und Gewaltverzicht gebieten.“

Für Jesus war aktiver, religiöser und ethischer Widerstand gleichbedeutend mit der aktiven Tat, um Veränderungen herbeizuführen. Jesus ruft nicht zum Nichtstun auf, sondern in all seinen Worten steht der Aufruf zur Tat. Nur durch eine Aktivierung, die Veränderungen herbeiführen kann, kann sich an der Situation der Menschen etwas ändern. So sind Jesu Worte: „Kehrt um!“ ein Aufruf zur Tat. Wandelt euch und wandelt vor Gott in Rechtschaffenheit seiner Gebote und ihr werdet Hilfe von Gott erfahren. Laßt euer sinnloses, menschliches Handeln, dass doch der Vergänglichkeit nur dient und Gott daran hindert, etwas für euch zu tun und begebt euch in seine Hand, die er euch rettend zureicht ( Mt. 6/19-3, Mt. 16/25-26 etc.). Den Ruf Gottes: Kommt zu mir, ihr Völker der Welt und lasst euch erretten, denn ich bin Gott und sonst niemand; den Jesaja einst im Auftrag Gottes der Welt zurief (Jes. 45/22), hat Jesus wie nie zuvor in der Menschheitsgeschichte aktualisiert, und durch sein ganzes Dasein und Wirken bis in seinen Tod hinein uns vor Augen gestellt. Diese rettende Hand ist für Jesus nur die Königsherrschaft Gottes auf Erden, worum er auch gebetet hat ( Mt. 6/10).
Dein Reich kommen, / dein Wille geschehe/ wie im Himmel so auf Erden.

Alle Reden Jesu, laufen auf dieses Endziel, die Königsherrschaft Gottes, hinaus. Allein dieses Ziel ist für Jesus erstrebenswert, weil nur Gott den Traum der Menschheit, nach Frieden, wahrer Liebe, ewigen Leben etc. erfüllen kann. Bis dahin aber soll sich der Mensch bemühen, der Vollkommenheit Gottes, nachzueifern. Der Weg zum Paradies Gottes ist in der Thora gelegt und in der Bergrede Jesu erneut offenbart. Sie wollen uns wegführen, von unserem selbst zerstörerischen Treiben, das wir nicht nur an der Schöpfung Gottes begehen, sondern vor allem will sie uns vor uns selbst schützen.
Mehr denn je wird diese Tatsache in unseren alltäglichen Leben zur Realität. Längst hat der Mensch in seinem Technik und Selbstschöpfungswahn die Zügel über die ihm anvertraute Erde verloren. Wer unsere heutigen politisch – militärischen Realitäten bis zur letzten Konsequenz durchzudenken vermag, kann kaum umhin die Bergrede Jesu als einzige vernünftige Alternative im menschlichen Miteinander zu sehen. Noch verheerender werden die Taten unseres alltäglichen Treibens in der Umwelt sichtbar, die uns nun ihrerseits ihren Tribut zurückzahlt, welcher sich in den nächsten Jahren auf unser alltägliches Leben sehr negativ auswirken wird. Mit steigender Brisanz stehen wir von den Werken unserer Hände, die der menschliche Egoismus hervorgebracht hat. Wie weit sind wir von der Realität Gottes – von der Frohen Botschaft Jesu abgerückt?
Durch sein Vorbild: „Jesus stand auf, wusch die Füße seiner Jünger“, zeigte uns Jesus das wahre Wesen der Thora und seiner Bergrede, das nur Liebe heißen kann.
Die Thora und mit ihr im völligen Einklang auch Jesus, ist der Überzeugung, dass jeder Mensch es in sich selbst trägt, dem Nächsten ein Stück vom Himmelreich zu geben. In diesem Sinn sind die Weisungen Gottes verfasst und dem Menschen zur freien Wahl der Befolgung gegeben. Ob es die Zehn Gebote sind, die den Menschen daran erinnern sollen, seinem Nächsten nicht zu schaden, oder das Liebesgebot, dass in der Mitte der Thora in Lev. 19/18 steht und welches Jesus zur Krone des wirklichen menschlichen Miteinander erhob. Sie alle und viele andere mehr, sind dafür gegeben dem Nächsten und damit sich auch selbst dem Himmelreich näher zu bringen, ja mehr noch, das Himmelreich hier auf Erden, erstehen zu lassen. Die Worte Jesu „Kehrt um“, sind ein solcher Aufruf, denn das Himmelreich ist nahe. Nahe all denen, die bereit sind umzukehren.

Samu

[Editiert am 3/7/2006 von samu]
Quelle: http://www.glaube.de
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Solidarität mit Israel.

Pierre Offline

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23.07.2006 01:27
#2 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten
Es gibt da ein Gerücht, das geht davon aus in der Bergpredigt wurden alle wichtige Lehrsätze, oder die als solche verstanden werden sollten, nachträglich zusammengefaßt.

Diese Theorie läßt sich dadurch noch verstärken, in dem man davon ausgeht, wenn tatsächlich eine solche Veranstaltung stattgefunden hat, dann könnte es in diesem Fall genau wie in der Vorlage so gewesen sein, daß diese Rede dort gehalten wurde, wo viele Leute zusammengekommen sind. Das wäre zum Beispiel bei einem Fischmarkt der Fall.

Etwa so:

"Meister, wie kannst du uns die wunderbare Speisung der Menschen durch Elia erklären, so wie sie in den Schriften dargestellt wird?"

"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, jene die Erste sind, werden die Letzten sein, und die Letzten werden die Ersten."

Heute sagen wir dazu einfach: Dreh´ die Sache um!
Klingt auch ganz glaubwürdig. Denn in einem anderen Fall muß man sich fragen, was ist mit jenen die in der Mitte sich befinden?
Ist der Mittelstand immer der Mittelstand?

Pierre

Ash Offline

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26.07.2006 15:38
#3 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

In Antwort auf:
Ist der Mittelstand immer der Mittelstand?

Nein, die Aussage soll ein Leitfaden im Leben sein. Man kann es auch anderst sagen, "wer sich erhöht wird erniedrigt werden".

Auch die Fusswaschung soll in die gleiche Richtung weisen. Jesus gibt damit zu verstehn, dass man nicht herrschen sondern dienen sollen.

Pierre Offline

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26.07.2006 19:26
#4 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

In Antwort auf:
Man kann es auch anderst sagen, "wer sich erhöht wird erniedrigt werden".

Wenn du es so betrachtest oder anders, oben und unten, vorne und hinten, es bleibt immer die Mitte übrig. Nach dieser Formel fällt der Mittelstand immer durch den Rost. Dabei handelt es sich scheinbar um Tendenzen die in die Richtung einer Änderung oder Revoluton hindeuten.

Es ist also durchaus nicht ausgeschlossen, dass es so eine Veranstaltung mit wichtigen Lehrsätzen gegeben hat. Die Zusammenkunft der Menschen bei einer Marktveranstaltung wurde genutzt, das Prinzip der Umkehr wurde dabei gelehrt und im Anschluß darauf haben sie dieses Verhalten besprochen und beredet. Verschiedene Meinungen sind vertreten worden und eine zusätzliche dazu wäre diese Geschichte:

"Der der hat dem wird gegeben und der der nichts hat wird auch das noch genommen, was er glaubt zu besitzen."

Auch das reiht sich ein in die vorhergehenden, etwas anders aber doch, und wieder ist es die Mitte, die leer ausgeht. Die Auflösung ist uns aber auch nicht vorenthalten worden, mit dem Lehrsaatz der Nächstenliebe. Klingt ganz so, als ob es die Antwort zu den vorhergehenden Beispielen gewesen ist.

All das, die Pro´s und Kontra´s und das Ergebnis haben wir heute wirr verstreut in der Grundlage jener Schrift, die als Fundament für das Christentum gilt.

Immer mit dem Hinweis, das dies erst in einem späteren Zeitpunkt zum tragen kommen wird - oder, und das halte ich für wahrscheinlicher, ganz und gar überflüssig ist und nicht zur Anwendung kommt. So haben sie damals versucht die gewonnene Erkenntnis anzuwenden und die eigene nun für falsch erkannte Grundidee ihrer Gemeinschaft auf eine Ebene verschoben, wo sie nicht erreichbar sein sollte.

Wegen dem Mittelstand.

Pierre


Ash Offline

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26.07.2006 22:10
#5 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Es geht nicht darum besser zu sein als die anderen. Denn viele Christen haben das Gefühl sie seien besser, weil sie sich so erniedrigen und sich soooo aufopfern für Gott. Sich aufopfern für Gott ist richtig, aber man soll schön auf dem Boden bleiben. Sich nicht als etwas besseres sehen als die anderen Menschen. Es geht darum im Leben lieben zu lernen. Wo geliebt wird gibt es keine Klassengesellschaft.

Also opfert man sich für den anderen auf, man erniedrigt sich sozusagen und nimmt manchmal auch die eigenen Wünsche zurück. Damit meine ich aber nicht, dass man sich selber aufgeben soll und den Bimbo spielen soll für die anderen.

Das ist gemeint mit Erniedrigen. Es ist ein Weg der uns helfen soll im leben. Es heisst ja auch, was ihr für den Nächsten getan habt, das habt ihr für mich getan.

Pierre Offline

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26.07.2006 23:29
#6 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Wenn es nur das wäre.

Das heißt dann sachlich richtig, wer sich selbst erniedrigt, kommt in den Mittelstand,
und wer sich selbst erhöht, kommt in den Mittelstand.

Denn nach dem Lehrsatz, alles Menschen sollten nach Möglichkeit eine gleiche oder ähnliche
Struktur anstreben um miteinander ein geruhsames Leben zu gestalten, da paßt es einfach nicht
dazu, dass einer einen Bonus erhält und ein anderer einen Verlust verbucht.
Sozusagen nach dem Gleichstand aus diesem Mittelstand abweicht.

Du wirst es jedenfalls so gemeint haben, wie im ersten Absatz beschrieben,
jenseits unseren Gesellschaftssystemen, ganz ähnlich wie eine direkte Demokratie zu verstehen.

Nun wissen wir aber, der Mittelstand nimmt in einer Gesellschaft den größten Teil ein.
Darum wäre es nur recht und billig mit den Ersten und den Letzten darüber zu sprechen.
Ist es jedoch ein zeitlich begrenztes starkes Gefälle zwischen oben und unten, dann kann es sein
das System hat nur für eine bestimmte Zeit Gültigkeit.

Pierre


Ash Offline

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27.07.2006 12:26
#7 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten
Nun Pierre ich kann dir nicht sagen wie das reich Gottes ist.
Ich sage aber, alles was man als Bestrafung oder Belohnung erhält, fügt man sich selber zu. Das steht zwar nirgends so in der Bibel. Ich meine aber, wer nur Hass in sich trägt, wird von diesem Hass krank werden. Wer Liebe in sich trägt, wird darin wachsen und wird Frieden finden. Darum bin ich der Meinung, man kann es lernen das Lieben. Es geht aber nicht ohne zu verstehen. Wer den anderen verstehen kann, kann ihn trotzdem lieben auch wenn er Fehler gemacht hat. Wenn diese Fehler gegen einem selber gerichtet waren, kann man vergeben und muss keine Rache üben. Das hat dann wieder mit Erniedrigen zu tun. Denn wenn man stirbt nimmt man nur mit was man Erlebt hat, und das was man ist. Ich hoffe meine Worte sind verständlich, weil es schwierig ist zu erklären.

Pierre Offline

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27.07.2006 12:47
#8 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten
Wir sind da gar nicht so weit auseinander, wie es scheint. Ich lasse nun den Mittelstand der uns ein Stück begleitet hat, und irgend wann einmal "erfunden" werden mußte, beiseite und versuche meine Schau der Dinge in dieser Richtung Ausdruck zu geben, die von dir genannt wurden.

Nach meiner Meinung ist unser Leben ein volles Programm und eine entwickelde Vorbereitung auf die Zeit nach dem Übergang. Allein schon der Umstand einer gravierenden Änderung erfordert eine Umstellung mit ergänzenden Hilfen aber vor allem aus dem ich selbst. Darum halte ich alles was wir tun neben der eigentlichen Funktion für eine Weiterentwicklung und Vorbereitung auf die Lebensform die dann Platz greifen wird. Bereite ich mich nicht vor, dann schade ich mir selbst und brauche keine Befreiung oder Erlösung, sondern muß mit mir selbst klar werden und mich umstellen. Es kann sehr hilfreich sein, wenn ich dabei Hilfe erhalte, besonders von dort und aus dem Zustand, in dem ich später Eingang finden werde.

Das kann oder muß nicht alleine in mir erfolgen, sondern wenn es in großer Zahl stattfindet, oder sogar alle Menschen tun, dann kann das optimal sein.

Mit einem Wort, so ähnlich wie es in fast allen Religionen gelebt wird.

Pierre

Ash Offline

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27.07.2006 13:52
#9 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Pierre du hast es begriffen.....

Genau so denke ich.

Pierre Offline

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27.07.2006 15:49
#10 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

In Antwort auf:
Genau so denke ich.

Wir sind nicht die einzigen die so denken, besonders viele davon gibt es im Jenseits

Leider bleibt man viel zu oft im Formalismus hängen oder in den Reizen dieser Welt gefangen.
Manchesmal ist es der unbedingte Versuch der Gottfindung als Person.

Ich begnüge mich damit ein weiteres winziges Stückchen von ihm zu bekommen.
Das reicht mir schon, denn das habe ich dann sicher!

Pierre

Ash Offline

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27.07.2006 20:03
#11 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

In Antwort auf:
Ich begnüge mich damit ein weiteres winziges Stückchen von ihm zu bekommen.
Das reicht mir schon, denn das habe ich dann sicher!


Das suchen wir alle.

Pierre Offline

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27.07.2006 20:21
#12 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Na? und? hast du es bemerkt?

Wer nur Kleines fordert, bekommt die Sicherheit.

Pierre

Ash Offline

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27.07.2006 20:33
#13 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Ja ich fordere sehr viel ...erwart aber nur wenig....das ist etwas ähnlich. Sein wille geschehe und alles wird so kommen wie es sein muss. So denke ich. Trotzdem bin ich unverschämt und bitte.

Pierre Offline

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27.07.2006 20:54
#14 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Werden mit einem Würfel oft genug Wurfversuche gemacht, dann kommt für jede Augenzahl die gleiche Anzahl an Treffern, sagt die Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Da kommt sicher für deine Zahl auch etwas!

Pierre

Ash Offline

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27.07.2006 21:08
#15 RE: Die Bergrede Jesu - aus jüdischer Sicht Antworten

Hmm wenn man es so betrachtet ja....ist aber ein sehr abstrakter Gedanke.

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