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 Judentum
Thomas Offline

mishtatef


Beiträge: 297

07.07.2006 20:58
Bereschit barah Elohim et haschamajim we`et ha`aretz. Antworten

Bereschit barah Elohim et haschamajim we`et ha`aretz.

Gedanken zu: Bereschit, barah und Elohim. Oder wie schwer es ist, Hebräisch auf Deutsch zu lesen!

Dieser erste Satz, mit dem das Buch der Bücher oder besser die Schriftrolle aller Schriftrollen beginnt, besagt: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“.

Im ersten Satz der Schriftrolle „Bereschit“, Im Anfang, Genesis (fälschlicher Weise auch 1. Buch Mose genannt), begegnet uns gleich die Begrifflichkeit Elohim, was in etwa übersetzt Göttlichkeiten – aber zugleich auch Unfassbarkeiten – in sich vereinigt.

Dieser erste Satz enthält in sich, gerade auf Grund seiner wenigen Worte, eine ganz gewaltige, tief greifende Botschaft und ebenso einen klassischen Zugriff auf die hebräische Sprache indem hier eine Plurale tantum angewandt wird, was der deutschen Sprache so angewandt gänzlich fremd ist, gleich wohl es diese Wortarten auch im deutschen Sprachgebrauch gibt z.B. Eltern, Leute oder Kosten, die aber um ihrer Begrifflichkeit verständlich zu werden, durch Hilfs- und Zusatzwörter (fektiert): z.B. Eltern-teil, wenige oder viele Leute oder aber Kostenpunkt, näher definiert werden müssen, um die Aussagekraft zu erhalten.


So ist der hebräische Text eigentlich folgender Maßen richtig übersetzt: Im Anfang schuf Göttlichkeiten Himmel und Erde.
Das besondere an diesem Satz ist, dass alle Worte in einer Singularform erscheinen und durch einen Plurale tantum „Göttlichkeiten“ gehoben wird. Ein Anfang, schuf, Himmel und Erde.

-Im Anfang = Bereschit (nicht am Anfang!), besagt die Unbestimmtheit des schöpferischen Wirkens einer umfassenden Göttlichkeit. Alle Formen des schöpferischen Seins finden hier ihre unbestimmte Aussagekraft. Bereschit bezeichnet zudem die Bedeutungslosigkeit von Zeit und Raum im schöpferischen Wirken. Auf umgangssprachlich könnte man dieses zwei Wörter so beschreiben: Irgendwann und im Beginnen, da fing an….

-Nun kommen wir wohl zu dem interessantesten der Wörter in diesem Satz barah = „schuf“.
Wie so vieles in der hebräischen Sprache dem deutschen Sprach- und Wesensverständnis unbekannt ist, was leider auf die Ärmlichkeit der deutschen Sprache zurückzuführen ist, finden wir hier eigentlich eine Nichtübersetzbarkeit. Das Vergleichswort schuf oder auch schafft bezeugt zwar den Sinn der Sache = schaffen, doch nicht die Wortgewalt dieses Wortes. Denn hier haben es wir nicht mit einer lapidaren Feststellung zu tun – erschaffen, sondern es ist ein Zustandswort, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit einschließt. Es gibt leider kein einziges deutsches Wort, was diese Vielfalt in sich trägt und zugleich etwas über das Sein des Schöpfers beschreibt. Denn es spricht von dem Einem – die Schöpferkräfte, welches ständig im erschaffen ist. Was gänzlich deutscher Grammatik widerspricht - schuf oder schafft im Zusammenhang mit Göttlichkeiten, also Einzahl und Mehrzahl, sprengt eigentlich jeglichen Rahmen.

- Ohne das Wort barah ist in diesem Zusammenhang Elohim in sich nicht stimmig, zumindest für den Hebräer, doch der deutschen Begrifflichkeit wesensfremd und deshalb wird es hier in den deutschen Bibeln zu meist mit Gott wiedergegeben. Auch wird die Übersetzung Gott der Götter angewandt, was jedoch keines Wegs diesem Elohim entspricht. Mittlerweile findet diese Übersetzung jedoch immer weniger Zuspruch, was sehr begrüßenswert ist.
Dieses ungeschlechtliche Wort – Elohim beschreibt nicht Gott an sich, was leider oft falsch gedeutet wird, sondern eine Seinsweise Gottes – seine unvorstellbare Vielfalt in seiner Göttlichkeit – die Göttlichkeiten seines Seins. Klar muss man sagen dass dieser Wortbegriff keine Personenbezogenheiten ausdrücken will, sondern sich gerade diesen entziehen will! Einen menschlich vergleichbaren Begriff gibt es hierfür nicht. Die Autoren der Schriften vermieden es gerade zu, Gott in seinen Göttlichkeiten – Seinsweisen – etwaige Persönlichkeit hinein zu interpretieren. Was aber sehr wohl geschah, sind Attributationen, die Seinem Wesen zu gewiesen werden. Hier finden wir alle möglichen menschlichen Begriffswelten wieder. Insbesondere die Attributation der weiblichen Mutterform ATA (feminin Du) zu Gott ist herausragend in der hebräischen Bibel und führte dazu, das Adam der Mann den feminin Zuspruch „sie“ bekam hingegen Eva das maskuline du erhielt. (Auch hier etwas Unmögliches in der Begrifflichkeit deutscher Sprache) Die Weisen Israels erklären dazu, dass in einer jeden Eva Adam ist und in einer jeden Eva Adam. So mag es den Leser der Bibel nicht verwundern, dass zu Gott in erster Linie weiblich gesprochen wird und in zweiter Linie männlich, nämlich durch Attributationen wie Adonai, Melech, etc.. Auf Deutsch mal als überspitzes Beispiel: Meine Herr du (weiblich) meine König, in deinen Mutterschoss will ich mich legen mein Vater. Oder um mit Jesaja zu sprechen tröstende Mutter (66/13) und du mein Vater (63/14 – 15). Die ständige Dualität in der hebräischen Bibel, ist gerade zu ein Wesenzug im Dialog mit diesem Gott, der Vater und Mutter in sich vereinigt und zu einer Göttlichkeit der Göttlichkeiten, unfassbar in seiner Unfassbarkeit, zum Elohim wird ohne dieses Elohim näher zu benennen. Die Heiligkeit der Göttlichkeiten von Gott, ist somit jeglichem menschlichen Ansinnen verschlossen und zugleich jeglicher Benennung mit Unvollkommenheit und Unwahrhaftigkeit gestraft. So ist die Aussage: Einer in der Vielfalt seines Seins = Elohim, die höchst mögliche Definition, die unsere Sprache zu diesem Textstück zulässt und zugleich nichts beantwortet außer der einen Gewissheit, von Himmel und Erde und seinem unermüdlichen Schöpferischen Sein, dass so Vielfältig ist wie unsere Erde selbst, ja wie wir selbst in all unserer Vielfalt.

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